Was ist Harninkontinenz?
Keine Sorge, wenn Sie die Antwort nicht kennen, denn damit sind Sie nicht alleine! Viele Menschen kennen die exakte Bedeutung nicht. Die korrekte Definition ist „unbeabsichtigter Urinverlust oder übermäßiger Harndrang, aufgrund dessen Sie so oft die Toilette aufsuchen müssen, dass Ihr Alltag gestört ist“.
Aber im Prinzip ist Harninkontinenz (HI) der unfreiwillige Harnabgang zur falschen Zeit und/oder am falschen Ort. Vergessen Sie nicht: dies ist keine Begleiterscheinung des Alterns, sondern ein behandelbares Problem. Sie sind nicht allein!
Was sind die Ursachen?
Harninkontinenz, Blasenschwäche oder Blasenprobleme haben viele mögliche Ursachen, unter anderem:
- Eine schwache Beckenbodenmuskulatur nach einer vaginalen Entbindung
- Gesundheitliche Probleme, die das Nervensystem und so die Kommunikation zwischen Gehirn und Blase betreffen, zum Beispiel ein Schlaganfall, Multiple Sklerose, Parkinson oder eine Verletzung des Rückenmarks.
- Angeborene Schäden des Harntraktsystems.
- Unfallbedingte Verletzungen.
- Bestimmte Medikamente, z. B. Antidepressiva, Beruhigungsmittel, Diuretika oder Muskelentspannungsmittel.
- Bestimmte medizinische Eingriffe, zum Beispiel eine Prostataoperation.
Inkontinenz ist keine Begleiterscheinung des Alterns. Natürlich können körperliche Veränderungen im Zusammenhang mit dem Altern zur Inkontinenz beitragen. Zum Beispiel die natürliche Vergrößerung der Prostata bei Männern oder der progressive Rückgang von Östrogen bei Frauen nach der Menopause.
Fakt ist, Inkontinenz kann durch simple Dinge wie zu viel Flüssigkeitsaufnahme, aber eben auch durch ernsthafte Probleme des Harntraktes oder der Geschlechtsorgane verursacht werden. Um den wissenschaftlichen Hintergrund besser zu verstehen, sehen Sie sich „Eine korrekte Blasenfunktion“ und „Eine korrekte Darmfunktion“ an.
Was sind die Symptome?

Hier können Sie weitere Details über die Symptome von Harninkontinenz erfahren. Prinzipiell gibt es folgende physische Anzeichen:
- Unkontrolliertes Urinieren bei alltäglichen Aktivitäten, zum Beispiel beim Heben, Beugen, Husten oder Sporttreiben
- Plötzlicher, starker Harndrang.
- Unbeabsichtigtes oder unkontrolliertes Urinieren.
- Nicht in der Lage zu sein, rechtzeitig eine Toilette aufzusuchen.
- Bettnässen nachts.
Was sind die unterschiedlichen Formen von Harninkontinenz?
Die Art der Harninkontinenz hängt davon ab, wie und wann Sie unbeabsichtigt Urinieren. Überprüfen Sie, ob Ihnen eine der folgenden Situationen bekannt vorkommt:
- Urinieren Sie manchmal ungewollt beim Sporttreiben, Husten, Niesten, Heben eines schweren Gegenstands oder wenn Sie sich nach vorne beugen?
Dann handelt es sich vermutlich um Belastungsinkontinenz. Dies kann passieren, wenn bei bestimmten Aktivitäten Druck auf Ihre Blase ausgeübt wird.
Sie kommt häufiger bei Frauen vor, aber einige Männer können sie nach einer Prostataoperation entwickeln.
- Haben Sie manchmal das dringende Bedürfnis, zur Toilette zu gehen? Haben Sie das Gefühl, dass Sie nur wenige Sekunden anhalten können?
Dann haben Sie eventuell eine überaktive Blase, Dranginkontinenz oder beides.
Eine überaktive Blase bedeutet, dass Sie das dringende Bedürfnis haben, zur Toilette zu gehen. Wenn eine Dranginkontinenz hinzukommt, bedeutet dies, dass Sie unkontrolliert urinieren, bevor Sie die Toilette erreichen. https://youtu.be/NglpgaRjtqU
- Haben Sie die Fragen 1 und 2 mit Ja beantwortet?
Dann haben Sie vermutlich eine Mischinkontinenz: eine Kombination aus Belastungs- und Dranginkontinenz.
- Leiden Sie unter einer neurologischen Erkrankung, wie zum Beispiel Alzheimer, Parkinson oder Multiple Sklerose (MS)?
Dann haben Sie vermutlich funktionelle Inkontinenz. Dies tritt vor allem bei älteren Patienten auf, bei denen die zugrundeliegende Krankheit dafür verantwortlich ist, dass sie es nicht rechtzeitig zur Toilette schaffen.
- Haben Sie eine Stoffwechselkrankheit, zum Beispiel Diabetes?
Die Form der Inkontinenz hängt vermutlich vom Grad Ihrer Erkrankung ab. In frühen Stadien spüren Sie eventuell Drang- oder Belastungsinkontinenz aber mit der Zeit kann sich diese zu einer funktionellen Inkontinenz entwickeln.
- Leiden Sie konstant unter Harnträufeln oder urinieren Sie nur sehr kleine Mengen?
Dann haben Sie vermutlich Überlaufinkontinenz. Dies tritt ein, wenn Ihre Blase zu voll ist. Häufig ist die Ursache hierfür, dass Sie sie auf der Toilette nicht vollständig leeren. Sie haben eventuell keinen starken Drang, zu urinieren.
- Nässen Sie nachts Ihr Bett ein?
Der Fachausdruck hierfür ist nächtliche Enuresis und sie kann sowohl Erwachsene als auch Kinder betreffen.
- Haben Sie neben Harninkontinenz auch das Gefühl, keine vollständige Kontrolle über Ihre Darmfunktion zu haben?
Wenn ja, haben Sie eventuell doppelte Inkontinenz, was bedeutet, dass Sie sowohl Blasen- als auch Darminkontinenz haben. Hier finden Sie weitere Informationen über Darminkontinenz (Stuhlinkontinenz).
Was sagen andere betroffene Personen?
Erfahrungsberichte von anderen betroffenen Personen sind sehr effektiv, um sich unterstützt zu fühlen. Egal, ob Sie Patient oder Pfleger sind, seien Sie versichert, dass es viele Menschen gibt, die dieselben Zweifel und Sorgen haben. Unten in den Blogeinträgen finden Sie Erfahrungsberichte, die zahlreiche Formen der Harninkontinenz betreffen:
- Persönliche Erfahrungen mit Inkontinenz: Mein Ehemann ist mein Fels in der Brandung
- Persönliche Erfahrungen mit Inkontinenz: Ich habe meinen Arzt zu einer besseren Therapie gedrängt
- Persönliche Erfahrungen mit Inkontinenz: Mein Arzt hat mir nicht geholfen, also habe ich einen anderen gesucht
- Persönliche Erfahrungen mit Inkontinenz: Warum sprechen wir nicht früher darüber?
Wenn Sie diese Einträge nützlich fanden, sehen Sie sich die Videos in „Weitere Ressourcen“ an.
Wie kann ich Hilfe bekommen?
In dieser Sektion finden Sie Hilfsmittel und Ratschläge, damit Sie mit Ihrem Arzt selbstbewusster sprechen können. Das wird sich lohnen, wenn Sie bedenken, wie sich Ihr Leben mit einer effektiven Therapie ändern kann.
Quellenangaben
Lee SH, Cho ST, Na HR, Ko SB, Park MH. Urinary incontinence in patients with Alzheimer’s disease: relationship between symptom status and urodynamic diagnoses. Int J Urol. 2014;21(7):683-687.
Bladder Dysfunction in Parkinson’s Disease [Internet]. 2017 [zitiert 29. Juli 2020]. Verfügbar auf: https://parkinsonfoundation.org/wp-content/uploads/2017/04/Bladder_DysfunctionPD-RandyStephenson.pdf.
Functional Incontinence[Internet]. 2019 [zitiert 29. Juli 2020]. Verfügbar auf: https://www.webmd.com/urinary-incontinence-oab/functional-incontinence.
The Source [Internet]. 2018 [zitiert 29. Juli 2020]. Verfügbar auf: https://www.canadiancontinence.ca/pdfs/Source-2018/The-Source-2018-English.pdf.
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